Tulpen |
2006 |
The long-exposure photographs document the blossoming, growth and finally the slow fading of bouquets of tulips. The length of exposure was determined according to the relative bouquet. If one had faded after five days, the exposure was ended. If it lasted for seven days, so did the exposure. The motif took over the control from Michael Wesely by determining the length of exposure. Although the process of blossoming and fading seems to remain the same, the photos differ surprisingly from each other. In one case, the tulip`s blossoming may dominate, but in another, it might be the fading stage that is recorded in the photograph. The natural process of blossom and decay retains its individual significance, which would not be as evident in reality. The photographs actually show us more than we would be able to see in nature. |
Weselys Langzeitbelichtungen gehören zu einer Fotografie, die ein neues Bild des Urbanen entwirft, in dem Unschärfe eine bedeutende Rolle spielt. Seine Langzeitbelichtung widerspricht der herkömmlichen Vorstellung des Fotografischen. Denn sie setzt den Gedanken des Fotos als festgestelltem Augenblick der Bedeutsamkeit ausser Kraft Sie stellt sich der Aufgabe zu visualisieren, was keinen Augenblick hat und nicht gesehen, sondern nur im Bild durch räumliche Überlagerung von vielen Augenblicken sichtbar gemacht werden kann. Diese Langzeitfotos sind kreativer Formalismus, der den Anspruch auf Dokumentation gar nicht aufkommen lässt. Ihre Kombination aus realistischen räumlichen Details und phantastischer temporaler Konstruktion lässt die Banalitt des Realismus nach einer Geschichte von 150 Jahren realistischer Fotografie empfinden. Benutzen die Serien von Llorens eine ungewöhnliche Fototechnik als Mittel der dokumentarischen Fotografie, um Zeugnis vom Verlust abzulegen, ist Weselys Langzeitfotografie radikaler: sie macht die Zeit als Medium des Verschwindens sowie das Verschwinden der linearen Zeit selbst sichtbar. Sie schafft keine Bilder einer moralischen Klage oder Anklage, sondern gehört in ein anthropologisches Projekt, das in weiteren Zeitrumen denkt und der Moral die Fundamente liefert. Denken wir an den Rahmen der Stadtfotografie, so lässt sie sich als eine Technik verstehen, einen Zusammenhang des Urbanen zu entwerfen, der sich nicht von Identitätspolitik und Sinnsuche einfangen lässt. |
5.4.1997 - 3.6.1999 Potsdamer Platz, Berlin
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